Prof. Dr. Gert Gekeler
Armin malt
Eine Fallstudie zur Bedeutung bildnerischen Gestaltens geistig behinderter Menschen
Als vier Jahre älterer Bruder habe ich mit Armin von seiner frühesten Kindheit an zu tun gehabt. Es gehörte zu den von unserer Mutter installierten Selbstverständlichkeiten, dass ich auf meinen jüngeren Bruder aufzupassen und ihn beispielsweise zum Einkaufen und später auch ins Schwimmbad mitzunehmen hatte. Etwa im Alter von zehn Jahren begann mir klar zu werden, dass Armin behindert war. Mein Verhältnis zu ihm änderte sich dadurch insoweit, als ich davon ausgehen musste, dass er manches von dem, was mir für ihn wichtig erschien, nie oder nur sehr langsam lernen würde. Ich hatte aber keinen Grund, ihn nicht mehr gern zu haben, beobachtete jedoch andere Menschen sehr argwöhnisch daraufhin, ob sie wohl eine abfällige Bemerkung über ihn machten oder ihn sonst irgendwie schlecht behandelten. Tatsächlich war dies nur sehr selten der Fall, aber ich stand ständig unter Spannung, wenn ich mit ihm unter anderen Menschen war. Ereignete sich dann etwas, das ich als Affront gegen meinen Bruder interpretieren konnte, reagierte ich höchst aggressiv, verbal wie körperlich, egal, um wen es sich handelte. Ich erinnere mich nicht daran, dass ich je zusammen mit meinem Bruder gespielt hätte. Er war im allgemeinen einfach in meiner Nähe und ich hatte ihn" im Auge". Schon in meinem eigenen Interesse versuchte ich, Armin viele "nützliche" Dinge beizubringen, etwa die Post aus dem Briefkasten zu holen, einzukaufen, zu schwimmen, aufzuräumen und vieles andere mehr. Im Laufe der Zeit entwickelte er sich so weit, dass er kleinere Arbeiten im Haushalt übernehmen und auch allein Einkaufen gehen konnte. Er war allgemein kein "guter Schüler": Lernprozesse, die nicht unmittelbar in seinem Sinne waren, boykotierte er höchst effizient. Teilweise hatte er ausgesprochen klare Vorstellungen darüber, was er wollte und was er nicht wollte. Seine Absichten und Wünsche teilte er nur bedingt verbal mit, man konnte sie aber aus seinem nonverbalen Verhalten erfassen.
Trotz seiner beschränkten verbalen Mitteilungsfähigkeit redete Armin gern, erzählte über Erlebnisse, fragte nach anderen Menschen und, mit zunehmendem Alter, nach "Politik" und "früher" und "Künstler" und "Krankheit" und "Tod" und nach vielem anderen. Derartige Gespräche waren manchmal sehr anstrengend, weil ich mich konzentriert bemühen musste, genau zu verstehen, was Armin meinte, und dennoch waren sie interessant, zuweilen auch einfach willkommene Ablenkung. Indem ich konsequent überprüfte, ob das, was ich meinte verstanden zu haben, mit dem übereinstimmte, was er "wirklich" meinte, lernte ich seine Sprache immer besser zu verstehen. Dieses im Laufe von Jahrzehnten verfeinerte Verstehen Armins ist Grundlage der weiteren Ausführungen über sein bildnerisches Gestalten. Wenn ich dabei in aller Selbstverständlichkeit von der einfachen und zuweilen packenden Geistigkeit meines Bruders ausgehe und Leser/innen derartiges gar nicht kennen, kann leicht der Eindruck von" Überinterpretation" entstehen. Um diesen Eindruck zu vermeiden, werde ich versuchen, meine Aussagen möglichst zu belegen.
Biographische Hintergründe Armin wurde im Frühjahr 1944 geboren. Der entbindende Klinikarzt machte seinen "Mongolismus" nicht aktenkundig und rettete damit vielleicht sein Leben. Zur Zeit seiner Geburt galt sein Vater als im Krieg vermißt. Nach seiner Rückkehr beschlossen seine Frau und er, von der elenden Trostlosigkeit der besichtigten Einrichtungen entsetzt, Armin nicht in ein Heim zu geben, sondern ihn in der Familie zu behalten. Armin wuchs in einem Haushalt auf, der für die Zeit des Kriegsendes und danach durchaus typisch war: Der Vater fehlte (vorübergehend) und die Mutter kämpfte, mit zwei Kindern allein und praktisch ohne Einkommen, ums Überleben. In jener Zeit bildete sich die starke Bindung Armins an seine Mutter und seinen Bruder heraus.
Nach der Rückkehr des Vaters lebte er dann in einer typischen Akademikerfamilie: Der Vater, von seiner Ausbildung her Volkswirt, sorgte für den Unterhalt der Familie, die Mutter war für den Haushalt und die Kindererziehung zuständig. Der Vater verstand es, durch seine Frau entlastet, sich im Laufe der Jahre seine Arbeit so zu gestalten, dass er fast wie ein Privatgelehrter arbeitete, mit vielfältigen und weltweiten Kontakten. Armins Halbschwester, elf Jahre älter als er, kam erst später in die Familie, hatte eine kaufmännische Ausbildung und arbeitete bis zur Geburt ihres zweiten Kindes in einem Großunternehmen, wo sie auch ihren Mann, einen Ingenieur, kennen lernte. Sein vier Jahre älterer Bruder studierte Psychologie und ist Professor. Seit dem Tod der Mutter lebt Armin mit seinem Vater in der Familie seiner Schwester.
Armin besuchte nie eine Schule, Schulpflicht gab es damals für ihn nicht. Zwar wurde mehrfach versucht, ihm Lesen, Schreiben und Rechnen beizubringen, aber er erwies sich als ausgesprochen" lern-resistent" und unterlief trickreich pädagogisches Bemühen. So behauptete er im privaten Unterricht, den seine Eltern für ihn organisierten, sehr nachdrücklich und sehr überzeugend, dass er gerade jetzt so hungrig sei, dass er nicht lernen könne. Erhielt er daraufhin etwas zu essen, dann konnte er, weil er ja essen musste, auch nicht lernen. Wenn derartige Mittel nicht halfen, dann war er einfach zu müde, oder er stellte sich dumm und kapierte einfach nicht, was man von ihm wollte. Armin kann also weder schreiben noch lesen noch rechnen. Er weigerte sich auch zu lernen, eine Uhr abzulesen. Wenn er aber eine bestimmte Sendung im Fernsehen sehen möchte, ist er sehr wohl in der Lage, in Zahlen angegebene Zeiten in einer Programmzeitschrift zu übersetzen in die ZeigersteIlungen einer Uhr, um den Fernseher zur richtigen Zeit einzuschalten. Recht früh bildete sich in der Familie ein Konsens heraus, wonach Armin nicht gezwungen sein sollte, durch "Arbeiten-Gehen" zu seinem Lebensunterhalt beizutragen. Er brauchte also weder einer Arbeit nachzugehen noch erhielt er eine Ausbildung. Im Haushalt beteiligte er sich früher und auch heute insgesamt eher widerwillig und in nicht sehr großem Maße. Entsprechende Anforderungen erlebt er allem Anschein nach als Beleidigung, weil Haushalt keine Männersache ist. Aber er weist auch sonstige "Arbeit" im Sinne einer fremdbestimmten, anstrengenden Tätigkeit grantelnd ab, sie taugt nicht dazu, seine Zeit für ihn sinnvoll zu füllen. Obwohl Armin Aufträgen und Leistungsanforderungen, die für ihn unangenehm sind, recht konsequent aus dem Weg geht, spielt Arbeit in seinem Leben eine erhebliche Rolle. Er bewundert es, wenn jemand arbeitet und viel Geld verdient und sich damit viele Wünsche erfüllen kann. Er möchte auch Geld haben, und vor allem möchte er
das Ansehen und die Wichtigkeit eines Menschen genießen, der einen" tollen" Beruf ausübt. Aber er übt keinen derartigen Beruf aus und verdient auch kein Geld. Armin hat sich mit zunehmender Konsequenz angewöhnt, die Kluft zwischen dem Wunsch, eine bedeutende Person zu sein und der Wirklichkeit, dies eben nicht zu sein, in einer anderen Wirklichkeit zu überwinden. In dieser anderen Wirklichkeit ist er "Architekt", "Arzt", "Kaufmann" oder" Professor" und erledigt viele beeindruckende Aufgaben. Damit hat er mindestens ebenso interessante und wichtige Dinge zu tun wie sein Vater oder sein Bruder oder sein Schwager, und er braucht sich dafür weder anzustrengen noch kann er scheitern.
Um eine wichtige Person zu sein, nimmt Armin in seiner anderen Wirklichkeit Rollen ein, die hohes Prestige besitzen. Aber er will nicht Politiker, nicht Rennfahrer, General oder Sportler sein. Derartige Berufe scheinen ein zu hohes Aggressionspotential zu besitzen. Er kann weder in seiner Phantasie noch gar in Wirklichkeit aggressiv sein, allenfalls "mault" er halblaut vor sich hin, wenn ihm etwas nicht gefällt. Gewalt, sogar schon lautes Verhalten verschreckt ihn. Manchmal erfährt er Widerstand gegen seine" Geschichten", vor allem, wenn er versucht, jemanden in seine andere Wirklichkeit einzubeziehen. Aber Kritik entkräftet er durch knappe Bemerkungen wie "ach Mensch!" oder "iße so". Im übrigen ärgert es ihn, wenn man sich auf seine andere Wirklichkeit so einlässt, dass dabei für ihn Konsequenzen entstehen, die er nicht haben will. Er weist dann darauf hin, dass das alles nicht wirklich so sei. Er weiß um die Fiktion und bringt seine Realitäten nicht durcheinander. In den letzten Jahren allerdings macht er es anderen zunehmend schwer, ihn zu verstehen. Wenn er beispielweise sagt, er habe "große Schmerzen", dann kann das wirklich so sein oder es kann eine Aussage sein in einem nicht von außen erkennbaren Spiel. Eine Auflösung bietet er nicht an, lässt sich durchaus zum Arzt fahren und untersuchen und ist hinterher schmerzfrei und zufrieden.
Seit vielen Jahren hat sich Armin einen fast schon rigiden Tages- bzw. Wochenablauf organisiert. Zu bestimmten Zeiten hört er bestimmte Radioprogramme, zu anderen Zeiten bewegt er, im Sinne einer selbstgestellten Aufgabe, seine zeitweilig mehr als fünfzig Matchboxautos. Zu wieder anderen Zeiten treibt er selbstorganisierten Sport, etwa indem er zwei Kochlöffel als Ruder benutzt und sich wirklich angestrengt voll in die Riemen legt. Dann wieder sieht er fern. Vieles in seinem Leben ist ritualisiert. Das gilt auch für seine laut geführten Gespräche mit fiktiven Menschen. Er spricht als "Arzt" oder "Professor" oder als sonst eine bedeutende Person mit wichtigen anderen Menschen, die er mittels eines Spielzeugtelefons auf der ganzen Welt erreicht. Sehr oft bespricht er auch mit seiner ebenfalls fiktiven Frau wichtige und auch unwichtige Dinge. Manchmal gerät er mit ihr auch in Konflikte. Wenn diese über eine längere Zeit anhalten, löst er sie dadurch, dass er sich von ihr trennt. Er ist bereits zum fünften Mal verheiratet. Die Konflikte scheinen fast gänzlich aus Widersprüchen zu bestehen, in denen er selbst steckt. Den ungelebten Teil der Widersprüche lastet er offenbar seiner Frau an, die er dann irgendwann aus seinem Leben ausschließt. Armin unterhält sich aber auch ausgesprochen gern mit realen Menschen, mit denen er trotz seiner schwer verständlichen Sprache überraschend leicht Kontakt findet. In seiner näheren Umgebung kennen ihn viele Leute, sie sind ihm gegenüber im allgemeinen wohlgesonnen und viele zeigen ihm, dass sie ihn mögen und respektieren. Es gibt für ihn kaum etwas Schöneres, als die Zuneigung anderer zu erfahren. Richtig glücklich ist er, wenn er gestreichelt oder gedrückt wird. Dafür macht er gern Geschenke und übernimmt dafür auch kleinere Arbeiten. Ein Mensch mit Bedeutung zu sein und von anderen geachtet werden, ist für Armin außerordentlich wichtig. Um die entsprechenden Bedürfnisse zu befriedigen, wechselt er in eine andere Realität. Das ist insofern erstaunlich, als er ja von anderen Menschen ausgesprochen viel Sympathie und Zuneigung erfährt. Man könnte meinen, dass damit sein Bedarf nach Anerkennung abgedeckt ist Offensichtlich ist das aber nicht der Fall. Die Sympathie, die ihm von anderen Menschen entgegengebracht wird, genießt er zwar, aber sie reicht nicht aus, um seinen offenkundigen Wunsch, wegen seines Berufes und seiner Arbeit geachtet zu werden, zu befriedigen Von anderen Menschen einfach gemocht werden ist eben eine Sache, eine andere Sache ist die Wertschätzung aufgrund von Leistungen, die man im Zusammenwirken mit anderen für andere erbringt
Armin ist sich seiner Behinderung übrigens nicht bewußt: Im Ton größter Besorgnis und mit tiefem Bedauern spricht er über die "ame Mensche", die geistig behindert sind und an denen ihm auffällt, dass sie nicht richtig sprechen können.
Die Entwicklung des Malens
Etwa mit 20 Jahren begann Armin zu malen. Anfangs füllte er mit Filzstiften DIN A4Blätter mit senkrechten, voneinander getrennten verschiedenfarbigen Streifen unterschiedlicher Breite aus. Die Streifen waren zusammengesetzt aus kurzen, etwa einen Zentimeter langen, alle in einer Richtung verlaufenden Strichen (Abb.1). Im Laufe der Zeit veränderte er seine Art zu malen. Er begann Bilder herzustellen, die statt aus Linien bzw. Streifen, aus gestrichelten Rechtecken unterschiedlicher Größen und Farben zusammengesetzt waren (Abb. 2). Später füllte er diese Rechtecke durch einen geschlossenen Farbauftrag aus (Abb. 3) und variierte auch die Form der ausgemalten Flächen. Die Bilder änderten damit ihren Eindruck von luftig-transparent zu eher massiv-farbig, und die eher einfach-geometrischen Formen wurden durch "naturhaft-organische" Formen abgelöst (Abb. 4). Seit einigen Jahren malt er auch Vögel, Fische, Pflanzen (Abb. 5, 7, 8) und versucht, "Natur" und "Landschaften" darzustellen. Inzwischen bemalt Armin nicht nur Papier und Karton mit Filzstift und Kreide, sondern auch, vor allem mit der Unterstützung seines Bruders, Leinwand mit Ölfarbe (Abb. 6) und Holzstücke mit Anstreichfarbe und nutzt die Möglichkeiten des Computers für graphisches Gestalten (Abb. 5).
Vergleicht man die Bilder miteinander, die er über nunmehr drei Jahrzehnte hinweg malte, so lässt sich eine deutliche Entwicklung erkennen. Äußerungen gegenüber seinen ganz frühen Bildern können als Beleg dafür dienen, dass diese Entwicklung seiner Malerei von ihm selbst positiv bewertet wird. Fragt man ihn, wie ihm eines seiner ersten Bilder gefalle, dann reagiert er - nicht immer, aber typischerweise mit Achselzucken, das von einem Seufzen und von einem deutlich Geringschätzung ausdrückenden Kommentar, wie: "Ach-ja, weiße au nits", begleitet wird. Manchmal aber bezeichnet er seine ersten Bilder fast begeistert als" Mosaik". Für spätere Bilder benutzt er diese Bezeichnung nicht. Er unterscheidet also seine frühen Bilder von späteren. Über lange Zeit malte Armin fast täglich. In den letzten Jahren hat er sich angewöhnt, nur noch donnerstags zu malen. Er bezeichnet sein Tun auch nicht mehr als "Malen" - diese Bezeichnung weist er oft geradezu empört zurück - sondern als "Lernen" . Dieses "Lernen" hängt mit dem Besuch einer fiktiven "Malschule" zusammen, in der er von seiner" Lehrerin" Unterricht erhält. Ihre Unterstützung beim Malen ist ihm sehr wichtig. Wie aus den laut geführten Gesprächen mit ihr zu entnehmen ist. leitet sie ihn in recht einfacher Weise an, "auf Farbe aufpasse" oder "Rot dahin" zu tun. Ihre Anweisungen bzw. ihre Anregungen akzeptiert er im allgemeinen, manchmal fragt er zurück, ob es "so rigdich" sei, was er gemalt hat. Hinter dieser Entwicklung scheint eine massive Unzufriedenheit Armins mit seiner eigenen Malerei zu stecken. Er schätzt seine Malerei als ganz unzulänglich ein. Könnte er malen, wie er wollte, dann würde er ein "Chägehäusle em Wald mit Rehe" malen. Wenn er ..lernt", schaut er sich Gegenstände oder Abbildungen sinnierend an und" malt sie ab". Zwar hat das Gemalte mit der Vorlage keine erkennbare Ähnlichkeit, aber er versucht. eine Abbildung herzustellen, er bemüht sich, richtig zu malen, er lernt.
Ein paar Jahre lang hat Armin sehr viel "gebaut": Als "Architekt" erstellte er mit Legosteinen Häuser und zeichnete mit Stift und Lineal "Grundrisse" von Wohnungen, die er dann in seiner Phantasie, zum Teil in Absprache mit "seiner Frau", einrichtete. Weshalb er diese Entwicklung begann und wieder einstellte, ist nicht ganz klar. Zeitlich hängt sie mit dem Tod seiner Mutter und dem Wechsel seiner häuslichen Umgebung zusammen. Es könnte sein, dass er in dieser Form eine Möglichkeit dreidimensionalen Gestaltens ausprobieren wollte. Seltene Versuche in diese Richtung hatte er schon früher gemacht. Aber vielleicht brachte ihn das Bauen mit Legosteinen zu sehr in die Nähe konsequenzenlosen Spielens, für das er ebenso wenig Anerkennung erhielt. wie für die perfekten und großartigen Wohnungseinrichtungen, die er aber niemandem zeigen konnte, weil sie vollständig in seiner Phantasie blieben.
Als Armin recht unvermittelt zu malen begann, löste dies in der Familie zunächst Überraschung aus. Bis dahin hatte er keine Malversuche unternommen und auch nicht versucht, selbst einfachste Abbildungen herzustellen. Niemand aus der Familie hatte Armin aufgefordert oder ermuntert zu malen. Niemand hatte gedacht, dass er dazu überhaupt fähig sein könnte. Allem Anschein nach versuchte er malend zunächst zwei verschiedene, nach seiner Wertung sehr attraktive Tätigkeiten zu kopieren: Einerseits das Stricken seiner Mutter und andererseits das Anfertigen "abstrakter Bilder", das er bei seinem Bruder gesehen hatte. Stricken und Malen waren für ihn wohl deshalb besonders attraktive Tätigkeiten, weil sie in der Familie mit viel Aufmerksamkeit bedacht wurden und Anlass für nähestiftende Gespräche und Anerkennung waren. Dass Armin das Malen seines Bruders kopierte, lässt sich aus Äußerungen wie "au male" entnehmen. Damit machte er, Zustimmung erwartend, darauf aufmerksam, dass er auch malt, - nicht nur sein Bruder.
Auf die Frage, ob seine ersten Bilder mit dem Stricken seiner Mutter zu tun hätten, meinte er: "ja, - hä_le". Mit" häkle" bezeichnete er Stricken und verdeutlichte das Gemeinte durch Handbewegungen, die schnelles Stricken nachahmten. Mit ähnlichen Bewegungen stellte er seine ersten Bilder her, die ja aus kleinen Strichen bestanden. . Das Wort" Mosaik", das er zur Kennzeichnung dieser Bilder verwendet, verweist allem Anschein nach darauf, dass sie aus etwas "ganz Kleinem", nämlich aus "Fäden", wie sich aus Nachfragen ergab, und aus Farbflächen im Sinne von (Strick-)Mustern, zusammengesetzt sind. Obwohl Armin gleichsam Abstraktes, nämlich nicht-gegenständliche Bilder seines Bruders und Strickmuster und auch den Vorgang des Strickens kopierte, also eigentlich Abbildungen herstellte, war er doch durch eben diese Vorlagen davon befreit, Malen mit Abbilden von Gegenständen gleichsetzen zu müssen, seine Bilder konnten gegenstandsfrei sein. Bemerkenswerter Weise fiel es in seiner Familie niemandem auf, dass Armin ohne gegenständlichen Bezug malte. "Armin malt" war von allem Anfang an für seine Angehörigen die selbstverständliche Redewendung, um sein Tun zu bezeichnen. Diese Selbstverständlichkeit ist, so simpel sie zunächst erscheinen mag, ausgesprochen voraussetzungsreich. Malen konnte offenbar fraglos "abstrakt" sein. Eine solche Auffassung war aber nur deshalb möglich, weil die sogenannte" Moderne Kunst", insbesondere die "Abstrakte Malerei" historisch schon entfaltet war und es innerhalb Armins Familie eine Tradition positiver Auseinandersetzung mit ihr gab.
In einer historisch früheren Zeit hätte Armin seine Malentwicklung mit Versuchen beginnen müssen, etwas abzubilden. Wahrscheinlich wäre er dabei über einige Anfangsversuche nie hinausgekommen und sicher wären seine ersten, nicht-gegenständlichen Gestaltungen nicht als Bilder angesehen worden - er hätte dementsprechend auch keine positive Resonanz darauf erfahren. Nicht-gegenständliches Malen wäre früher allenfalls im Sinne von Dekoration möglich gewesen (vgl. METSCHER 1989). Aber in diesem Bereich hätte Armin, weil es ihm an entsprechenden handwerklichen Voraussetzungen fehlte, wohl von sich aus keine Entwicklung beginnen können. Nachdem deutlich geworden war, dass es die familiäre Situation Armin ermöglichte, sein Malen zu entwickeln, wurde in der Familie vereinbart, in diese Entwicklung möglichst nicht einzugreifen, ihn weder innerhalb der Familie zu belehren, wie man "schön" und "richtig" malt, noch ihm außerhalb der Familie eine Malerziehung zuteil werden zu lassen. Unterstützung im technischen Umgang mit Materialien, wie etwa die Verwendung zerbrochener Kreiden oder das Abreißen von Blättern von einem Block, war durch die Vereinbarung nicht ausgeschlossen. Er erhielt auch, insbesondere von seinem Bruder, Hinweise zum Farbauftrag. Armin versuchte nämlich oft und ohne Erfolg, besonders intensive und leuchtende Farben zu erzeugen, indem er so lange mit einem Filzstift oder einer Kreide auf einer Stelle malte, bis das Papier zerrissen war. Dieses Ergebnis gefiel ihm nicht. Zuweilen kam es auch vor, dass er verschiedene Farben solange übereinander auftrug, bis das ganze Bild aus einer Einheitsfarbe bestand. Auch dieses Ergebnis gefiel ihm nicht, und er erhielt dementsprechend Hinweise, wie er zu Lösungen kommen könne, die für ihn befriedigender waren.
Ganz strikt wurde die Vereinbarung aber auch in zentraleren Aspekten nicht eingehalten, am wenigsten wohl von Armins Mutter. Er malte gern, während sie strickte, ihr zu Füßen sitzend auf einem Schemel, und beide redeten viel und lange über vieles, - wohl auch über sein Malen. Welchen Einfluss diese Gespräche auf seine Malentwicklung hatten, lässt sich heute nicht mehr rekonstruieren. Die genannte Vereinbarung verhinderte somit einerseits jede systematische Beeinflussung von Armins Entwicklung, sie ließ aber andererseits zu, dass vielleicht ganz "schwache", sich wiederholende und durchaus unbeabsichtigte Einflüsse für Armins langsame Entwicklung unbemerkt wirksam wurden.
Mit der Zeit wurde immer deutlicher, dass Armins Malen keine nur vorübergehende Aktivität war. Er malte pro Woche zwischen drei bis vier Stunden und bis zu (weit) über zwanzig Stunden. Seine "Produktivität" schwankte stark, war mitunter einfach beeindruckend: So fertigte er anlässlich zweier Malbesuche bei seinem Bruder, die zusammen drei Wochen dauerten, insgesamt über neunzig Bilder an (u. a. Abb. 5, 7, 8). Armins Wunsch zu malen wurde in der Familie weitgehend akzeptiert. So wurden beispielsweise seine Wünsche bezüglich der Anschaffung von Farben und Papier respektiert, und er hatte fast keine Vorgaben zu beachten. Allerdings achtete Armin, ganz in Übereinstimmung mit den Vorstellungen seiner Mutter, sehr darauf, in der Wohnung, in der er malte, nichts schmutzig zu machen. Es war für ihn wohl deshalb überhaupt kein Anliegen, mit Ölfarbe zu malen, obwohl er dies bei seinem Bruder gesehen hatte und er sich von der Leuchtkraft der Farben immer wieder sehr beeindruckt zeigte. Gemocht-Werden, als Person einen hohen Wert haben, für andere etwas tun, aber keine fremdbestimmte Tätigkeit übernehmen, Genießen und Gestalten: das sind Bezeichnungen für Ziele, die für Armin sicher wichtig sind. Will man die Bedeutung erfassen, die Malen für ihn selbst hat, dann muss man sich mindestens auf diese Ziele beziehen.
Die Bedeutung des Malens für Armin
Für Armin ist es geradezu unmöglich, dösend herumzusitzen. Er muss irgend etwas für ihn Sinnvolles tun: mit fiktiven Menschen in der ganzen Welt telefonieren, fiktive Reisen buchen, seine vielen Matchboxautos bewegen, Sport treiben, Radio hören, fernsehen und vieles andere mehr - und auch malen. Malen ist zunächst einmal eine Tätigkeit, mit der er seine Zeit selbst sinnvoll füllt. Er malt in der Wohnung und hat keinen speziellen Malbereich. Er muss also seine Utensilien herholen und wegräumen und hat auch darauf zu achten, dass er nichts schmutzig macht. Diese Situation kommentiert er so, dass zweifelsfrei deutlich wird, wie sehr er sie als einschränkend und unbefriedigend empfindet. Malen hat damit mit demjenigen Aspekt von Alltag zu tun, der unbequem und auch anstrengend ist.
Fragt man Armin, weshalb er male, dann sagt er meist: "iße mei Hobby", wenn er es nicht überhaupt ablehnt, seine Tätigkeit als Malen zu bezeichnen. Aber wenn Malen sein Hobby ist, dann ist es eben kein "Alltag" für ihn, sondern etwas Außergewöhnliches. Die Bedeutung dieser Formulierung wird deutlicher, wenn man sie damit in Beziehung setzt, dass Armin nicht als Künstler bezeichnet werden möchte. Aus verschiedenen Äußerungen ist zu entnehmen, dass er Künstler als Menschen ansieht, die ununterbrochen kreativ sind. Würde er sich als Künstler bezeichnen, dann müsste er auch andauend produktiv sein. Eine solche Verpflichtung scheint ihn zu schrecken. Wird er aber etwa anlässlich einer Ausstellungseröffnung als Künstler bezeichnet und kann er in diesem Zusammenhang sehen, wie kreativer war, dann gefällt ihm diese Titulierung. In bezug auf seine "andere Wirklichkeit" hat Malen als Hobby aber noch eine schärfere Bedeutung: Er ist dort eine bedeutende Person, die wichtige Dinge tut und zudem auch noch malt. In dieser Hinsicht gewinnt Malen eine spielerische Dimension, weil er malend sich selbst als bedeutende Person spielt. Aber Aufräumen gehört für ihn selbstverständlich nicht in ein Leben als bedeutende Persönlichkeit. Dementsprechend reagiert er unwirsch, wenn er eine entsprechende Aufforderung erhält.
Malen ist für Armin einerseits eine im Alltag verankerte Tätigkeit, mit der er seine Zeit für sich sinnvoll ausfüllt. Zugleich reicht Malen als Hobby über diesen Alltag hinaus und ermöglicht es ihm, sich als Person mit besonderem Wert zu erleben. Eine andere Dimension der Bedeutung des Maiens für Armin wird deutlich, wenn man ihm beim Malen zuschaut. Meist erscheint er beim Malen tief konzentriert: Ohne von etwas abgelenkt zu sein, sitzt er da, fast schon entrückt, und malt. Man kann sich des Eindrucks kaum erwehren, dass er malend nicht nur alles um sich herum vergisst, sondern dass Malen für ihn Kontemplation ist und ihm "eine große Ruhe" gibt, wie er selbst es sagt. In anderen Situationen mutet sein Malen zunächst nicht ganz so kontemplativ an: Da redet er laut mit imaginären Menschen, teils über sein Malen, (z. B. mit seiner "Lehrerin"), aber häufiger über irgendwelche sonstige Dinge. Doch auch hierbei ist er sehr konzentriert und erreicht viel von der Ruhe, die er so gern hat.
Armin agiert beim Malen keine heftigen Gefühle aus, schon gar nicht Aggressivität. Malen ist für ihn eine völlig aggressionsfreie und friedliche, sehr bedeutsame und emotional stark fundierte Tätigkeit. Die emotionale Fundiertheit wurde besonders im Zusammenhang mit dem Tod seiner Mutter deutlich. Als sie starb und er von Trauer, Schmerz und Verzweiflung fast überwältigt zu werden drohte, konnte man in seinen Bildern zwar weder Trauer noch Verzweiflung finden, aber sie wirkten seltsam leblos, wirkten, als sei er von einem inneren Quell der Lebendigkeit abgeschnitten, als setze er nur noch schematisch eine Art Malroutine um. Obwohl er heute immer noch herzzerreißend über den Tod seiner Mutter seufzt, muten seine Bilder inzwischen wieder lebendig an. Übrigens lassen sich für die Vorstellung, sein Malen habe ihm "geholfen", den Verlust seiner Mutter zu verarbeiten, keine plausiblen Belege finden. Auf Grund derartiger Beobachtungen liegt die Interpretation nahe, dass Armin malend nicht Emotionen ausagiert, sondern vielmehr danach trachtet, eine für ihn angenehme Befindlichkeit der Ruhe herzustellen. Diese Ruhe mag eine Art schöpferischer Harmonie sein, die mit der Umsetzung einer ..Idee" zu tun hat. Als ein Beleg für diese Auffassung mag folgende Begebenheit gelten:
Als sich Armin einmal, was sehr selten vorkommt, mehrere Tage hintereinander mürrisch und wortkarg in sein Zimmer verzog, fragte ich ihn, was los sei. Zunächst wich er einer Antwort kurz angebunden durch einen Hinweis auf seine Unfähigkeit, komplizierte Dinge auszudrücken, aus: .,iße ßwer, kanne nits sage." Nach fortgesetzten Bemühungen, von ihm doch noch zu erfahren, was ihn so offensichtlich verstimmte, brach es dann unvermittelt und völlig überraschend aus ihm hervor: "Habe eine Idee, kannenitsmale!". Er hatte also eine Idee, die wollte er umsetzen, die sollte" raus", aber sie kam nicht "raus". Dieser Zustand verursachte seine schlechte Stimmung. Wenn aber eine Idee Gestalt annimmt, dann tut das gut, dann kommt er offenbar in eine beruhigende, wohltuende Nähe zu sich selbst. An dieser Stelle mag deutlich werden, dass Armins Malerei ohne Bezug auf eine Geistigkeit, die ihre Basis darstellt, nicht begriffen werden kann.
Es ist aber sicherlich nicht so, dass Armin in seinen Bildern sozusagen Ideen "umsetzt". Es scheint vielmehr, als überließe er sich geradezu genüsslich seiner gestalterischen Spontaneität und ließe sich dabei von einer eher vagen Idee leiten, für die es viele Gestaltungsmöglichkeiten gibt. In der zuvor geschilderten Situation fand er eben überhaupt keine zu seiner ,.idee" passende Form der Realisation. Malen bedeutet für Armin somit einerseits, etwas in Übereinstimmung mit einer Idee zu gestalten und andererseits zu genießen, wie eine Linie, eine Fläche, ein ganzes Bild durch sein Tun überraschend entsteht.
Aus dem Reden, das oft sein Malen begleitet, läßt sich entnehmen, dass er sich dabei häufig in seiner anderen Welt befindet. Zuweilen erzählt er beim Malen Geschichten, die sich auf Inhalte des entstehenden Bildes beziehen. Von diesen Inhalten ist aber im Bild gar nichts zu erkennen. Die Malfläche samt darauf befindlicher Linien und Farben scheint dann für ihn eine Bühne zu sein, auf der sich vor seinen Augen ganze Szenen abspielen. Malen, das in dieser Weise phantasievoll ergänzt wird, ermöglicht es ihm, Geschichten zu erleben, die in seinen Alltagserfahrungen gründen und in denen diese Erfahrungen eine Fassung erhalten, die in irgendeiner Weise befriedigend sind. Eine ganz andere wichtige Funktion hat das Malgeschehen in Bezug auf das intendierte Resultat. Wenn Armin sich hinsetzt, um jemandem ein Geschenk zu machen, dann ist diese Intention für ihn ein Grund für Freude, die man ihm ansehen kann. Er nimmt die Freude, die er jemandem mit dem Bild machen möchte, vorweg und gleichsam in den Malprozess mit hinein. Er malt dann eben nicht einfach nur ein Bild, sondern er fertigt ein Geschenk an. Sehr deutlich zweckorientiert malt er, um für Ausstellungen Bilder herzustellen. Solche Bilder werden manchmal für Arrangements benötigt, die einen bestimmten Eindruck hervorrufen sollen. Es ist zuweilen möglich, sich mit Armin darüber zu verständigen, welchen Ausdruck die neu anzufertigenden Bilder erzeugen sollen. Wenn er bereit ist, eine derart komplizierte Auftragsarbeit zu übernehmen, kann es vorkommen, dass er Bilder anfertigt, die ihm selbst nicht gefallen. Dies spricht dafür, dass er eine bestimmte Vorstellung hat, wie sie aussehen bzw. wirken sollen. Manchmal, wenn er keine rechte Lust hat, ein Auftragsbild zu malen, sucht er ein passendes Bild aus einem Stapel früher angefertigter Bilder heraus und schlägt vor, doch dieses für die Ausstellung zu verwenden. Dabei vergleicht er verschiedene Bilder miteinander und wählt mit sachverständiger Miene ein Bild aus. Wie viel leeres Expertengehabe und wie viel Erfassen von Wirkung eines Ensembles von Bildern in diesem Prozess stecken, scheint von Mal zu Mal zu variieren. Auf jeden Fall ist er in derart zweckorientierten Situationen recht angespannt und wirkt am ehesten wie ein Künstler, der sich müht, eine Ware zu liefern, die von anderen gut gefunden werden soll. Malen hat in diesen Fällen wohl am ehesten etwas mit Arbeiten zu tun, und es könnte sein, dass er auch darum dazu übergegangen ist, sein Tun nicht mehr als Malen, sondern als Lernen zu bezeichnen, um diese Angestrengtheit wenigstens von den Assoziationen her vermeiden zu können.
Die Bedeutung des Malens für andere
Außer seinen Angehörigen schaut selten jemand Armin beim Malen zu. Die Bedeutung, die seine Maltätigkeit für andere hat, bezieht sich daher fast ausschließlich auf die Mitglieder seiner Familie. Gelegentlich kommt es jedoch vor, dass er auch im Beisein von Kindern malt. Sie setzen sich dann zu ihm und schauen aufmerksam zu, was er da macht. Die zu einem gewissen Teil deutlich demonstrative Ernsthaftigkeit, mit der Armin malt, führt zu einer fast weihevollen Stimmung, und die Kinder fragen regelmäßig, ob sie auch malen dürfen und beginnen dann auch ganz ruhig zu malen.
Wenn sie mehrere Bilder herstellen, ändert sich ihre Art zu malen in typischer Weise: Sie versuchen nicht mehr so sehr Gegenstände genau abzuzeichnen, sondern legen größeren Wert auf die Farbigkeit ihrer Bilder. Von den allgemein überraschten Eltern danach gefragt, was das denn sei, was sie da gemalt haben, deuten sie ihre eigenen Bilder häufig so, dass ein Bezug auf das Bild nicht erkennbar ist. Ob es sich hierbei um die Entfaltung einer besonderen Form kindlicher Phantasie handelt oder ob die Kinder versuchen, vermuteten Erwartungen im Hinblick auf "sinnvolles" Gestalten wenigstens beim Deuten zu genügen, mag hier offen bleiben. Erst neuerdings spricht Armin mit Kindern, wenn sie ihm beim Malen zuschauen. Er gibt ihnen dann auch "Unterricht", erklärt ihnen, dass er ..lerne" und erzählt ihnen etwas über seine Bilder. Die Kinder irritiert, dass er einerseits, von seinem Gebahren her, als Erwachsener und Experte auftritt, andererseits aber sehr kindlich und vor allem schwer verständlich spricht, aber noch nie hat sich ein Kind dem entzogen.
Armins Malen vermag also zumindest Kinder zu ruhigem, kreativem Gestalten anzuregen. Für die Familienangehörigen bedeutet Armins Malen auch eine Entlastung. Er hat die Eigenart, bei langem Spielen, insbesondere mit seinen vielen Autos, sehr laut zu brummen. Außerdem "telefoniert" er sehr laut mit seinen fiktiven Personen. Zu solchen nervenden Tätigkeiten kommt es weit seltener, wenn er malt.
Eine weitere Bedeutung hat sein Malen im Hinblick auf die Stimmung in der Familie. Besonders wichtig war dieser Aspekt für seine Mutter. Oft saß er ihr, während sie strickte, zu Füßen und malte auf einem Schemel. Dabei entstand eine sehr dichte, friedliche und liebevolle Atmosphäre, in der sich beide sichtlich wohlfühlten und das Zusammensein genossen. Seitens seiner Familie sind in solche Stimmungen zugleich mit Gefühlen der Zufriedenheit verwoben: Die Entscheidung, Armin keiner Ausbildung zu unterziehen und es ihm zu ersparen, sich an der Finanzierung seines Lebensunterhalts zu beteiligen, war für niemanden in der Familie frei von Zweifeln. Aber wenn man sieht, wie Armin malt, und wenn man erlebt, wie zufrieden er dabei ist und in welch angenehme Stimmung man selbst durch sein Malen gerät, dann beginnen sich diese Zweifel in Zufriedenheit aufzulösen.
Die Bedeutung der Bilder für Armin
Hat Armin ein Bild gemalt, schiebt er es in aller Regel fast achtlos beiseite, legt es nur gelegentlich etwas sorgsamer zu seinen anderen Bildern oder zeigt es gar vor. Es sieht ganz so aus, als könne er mit seinen eigenen Gestaltungen nichts anfangen und als wären sie für ihn nicht weiter beachtenswert. Bilder alter oder junger Meister, auch Fotos oder Kitsch-Bilder betrachtet er öfter sehr lange und ausgesprochen intensiv, seine eigenen Bilder würdigt er in dieser Form allenfalls andeutungsweise und zudem nur ganz selten. An Gesprächen über seine Bilder beteiligt er sich fast gar nicht, obwohl er, z.B. anlässlich einer Ausstellungseröffnung, sehr viel über seine Bilder reden kann (vgl. Abb. 10). Auch wenn es um Entscheidungen geht, wer wo welches Bild von ihm aufhängt, beteiligt er sich nur ausnahmsweise an den diesbezüglichen Gesprächen, aber bei Bildern, die nicht von ihm sind, kann er sehr deutlich sagen, welches Bild ihm wo am besten gefällt. Manchmal erzählt er "seiner Frau", dass andere gerade über seine Bilder sprechen und fragt sie, was sie dazu meint. Es fällt auf, dass er mit gewissem Stolz davon Kenntnis nimmt, dass andere sich mit seinen Bildern beschäftigen: Er interessiert sich für seine Bilder kaum, freut sich aber, wenn sie anderen gefallen. Fragt man ihn, was er "da gemalt" habe, weist er in seiner Antwort in aller Regel seinen Bildern, zur gleichen Zeit oder zu verschiedenen Zeiten, mehrere Inhalte zu, was recht beliebig erscheint und vielleicht damit zusammenhängt, dass er auch fertige Bilder als Projektionsflächen für seine Phantasien nutzt. Einige Bilder haben aber überraschenderweise für ihn einen recht festen Inhalt. Eine derartige Eindeutigkeit würde man am ehesten bei Bildern erwarten, bei denen Betrachter/innen etwas erkennbar als gegenständlich abgebildet wahrnehmen können. Das ist aber nicht durchgehend und beispielsweise nicht in Abb. 5 der Fall. Mit seiner fächerartigen Struktur wirkt das Bild, das Armin am Computer gestaltete, eher massiv und schwer, fast schon wie geschichtetes Gestein. Die mehrfach gestellte Frage nach dem Inhalt dieses Bildes beantwortet er gleichbleibend, dass dies "eine Undewasseflanße" sei und macht mit der Hand das sanfte Auf-und-ab-Schweben von Pflanzen in einer leichten Strömung nach. Durch diese Handbewegung wird das Bild leicht als "Unterwasserpflanze" wahrnehmbar. Im Vergleich zur sonstigen Mehrdeutigkeit überrascht die stabile und eindeutige Inhaltsangabe. Sollte es sich in diesem Beispiel nicht um eine nachträglich dazugedachte inhaltliche Deutung handeln, dann würde hier sichtbar, dass Armin recht komplizierte Sachverhalte abbilden und zum Ausdruck bringen kann.
Auch wenn in einem Bild Elemente enthalten sind, die für andere recht eindeutig Abbildungen sind, können diese Elemente für Armin eine andere inhaltliche Bedeutung haben. In Abb. 8 ist nach Armins Aussage ein Vogel mit vielen Vögeln drum herum zu sehen. In Abb. 7 ist für Armin in der Mitte ein Krebs, und damit dieser nicht so alleine sei, hat er außen herum andere Tiere gemalt, "Undewassevögel", keine Vögel, wie er betont und durch ein vogeluntypisches vibrierendes Zittern seiner Hand unterstreicht. Beide Bilder haben zumindest kernhaft eine feste inhaltliche Bedeutung, aber was im einen Bild ein Vogel ist, ist im anderen Bild ein vibrierendes Unterwasserlebewesen, das nur zufällig die Gestalt eines Vogels erhalten hat. Die inhaltlichen Bedeutungen seiner Bilder sind für Armin typischerweise unfest und zudem können für ihn selbst offensichtliche Abbildungen für etwas ganz anderes stehen, als für das eben nur scheinbar Abgebildete. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, redet Armin mit dem Gestus eines Kunstfachmannes (Abb. 10), über viele verschiedene (fiktive) Beziehungen, die ihm bezüglich eines Bildes als wichtig erscheinen. Dies ist besonders bei Ausstellungseröffnungen der Fall, wo er es sichtlich genießt, dass ihm viele Menschen zuhören. Wenn man den Zuhörerinnen und Zuhörern Armins schwer verständliche Sprache übersetzt, sind sie übrigens im allgemeinen von seinen Ausführungen sehr beeindruckt, weil er immer wieder etwas zur Sprache bringt, was überraschende Erkenntnisse vermittelt.
Obwohl er die Tendenz hat, seine Bilder gering zu achten, sind sie gelegentlich für ihn willkommene Anlässe zu großen Auftritten. In bezug auf andere Menschen sind ihm seine Bilder in noch anderer Weise von Bedeutung: Er verschenkt gern Bilder an Leute, die er mag. Als Dank für sein Geschenk möchte er ihre besondere Zuwendung haben. Es enttäuscht ihn und macht ihn traurig, wenn er diese besondere Zuwendung nicht erhält. Auch innerhalb der Familie haben seine Bilder eine entsprechende soziale Bedeutung. Zuweilen zeigt er ein Bild so von der Seite her, dass man ihn leicht liebdrücken oder streicheln kann und macht deutlich, dass er genau das möchte.
Gerade in diesen Situationen artikuliert er seine Skepsis gegenüber dem Wert seiner Bilder. Fragen wie "Isse ein Bild?" oder "Habe igch konnd?" deuten an, dass er gar nicht sicher ist, ob seine Bilder "richtige" Bilder sind. Sagt man ihm, dass sein Bild ein wirklich gutes Bild ist, freut er sich offenbar - ein wenig - und bemerkt dann etwa: "Kann Du mich ruig treichle". Kommentiert man sein Bild nicht so positiv, reagiert er mit einem nachdenklichen" m - isse so?" - und möchte dann auch gestreichelt werden. In diesen Situationen geht es offenbar um Bewertungen von Armins Bildern aufgrund von (familiären) Standards für "gute" und "schöne" Bilder. Ob solche Rückmeldungen einen Einfluss auf die Entwicklung seines Maiens hatten oder nicht, lässt sich nach meinem Eindruck kaum aufklären. Die Beiläufigkeit, mit der er die Bewertungen zu Nebensächlichkeiten macht, spricht eher gegen einen (deutlichen) Einfluss. Zudem ist Armin der Meinung, dass er nicht "richtig" malen könne. Würde er "richtig" malen können, dann würde er nämlich ein "Chägehäusle em Wald mit Rehe" malen. Globale positive oder weniger positive Bewertungen seiner wirklichen Bilder helfen ihm aber nicht, diese für ihn wichtige Inkompetenz zu überwinden und sind daher wahrscheinlich nur wenig wirksam.
In letzter Zeit haben seine Bilder eine neue Bedeutung für ihn erhalten. Er hat begriffen, dass einige seiner Bilder verkauft werden und dass mit dem Geld Farben und Papier angeschafft werden. In Gesprächen darüber, ob und wohin er "in Ualaub fahre" könnte, entwickelte er die Idee, dass er Bilder malen könne, die verkauft werden sollten, damit er sich einen Traumurlaub leisten kann. Tatsächlich konnte der größte Teil der Kosten eines Urlaubs auf Teneriffa aus dem intensivierten Verkauf von Bildern bestritten werden. Im Urlaub begann Armin zu malen, um sich aus dem Verkauf der Bilder ein Haus auf der Insel bauen zu können, weil er nicht mehr nach Hause wollte. Auch wenn Armin seine Bilder allem Anschein nach eher geringschätzt, haben sie für ihn eine deutliche soziale und neuerdings auch finanzielle Bedeutung.
Die Bedeutung der Bilder für andere
Da einem Betrachtungsgegenstand nicht eine Bedeutung gleichsam objektiv anhaftet, sondern die Bedeutung von etwas immer eine Bedeutung für jemanden ist, haben verschiedene Bilder Armins für verschiedene Betrachter/innen unterschiedliche Bedeutungen. Wie unterschiedlich und wie veränderbar die Bedeutungen sind, zeigte sich anlässlich Armins erster Ausstellung, die er im Künstlerdorf Kleinsassen/Rhön hatte. In unmittelbarer Nähe zu seinen Exponaten waren Werke von Künstlern zu sehen, die bereits auf der Dokumenta in Kassel Arbeiten vorgestellt hatten. Die Besucher schauten sich seine Bilder ebenso ohne besondere Reaktionen an, wie sie die Avantgarde betrachteten. Als ein Hinweis auf Armins Behinderung angebracht wurde und die Besucher erfaßten, dass sie Bilder eines Menschen mit geistiger Behinderung betrachteten, floh die deutliche Mehrzahl geradezu. Ganz entgegengesetzt die Künstler: Sie waren außerordentlich beeindruckt, betonten immer wieder, sie hätten Derartiges noch nie gesehen und schauten sich die Bilder, man kann schon sagen, sehr sorgfältig an. Ein weiteres Beispiel für die heterogene Bedeutung der Bilder ist darin zu sehen, dass zuweilen Leute von einem ganz bestimmten Bild Armins regelrecht schwärmen und so fasziniert sind, dass sie es (fast) unbedingt haben wollen. Auffällig dabei ist, dass es unterschiedliche Bilder sind, die es verschiedenen Leuten "angetan" haben. (Nebenbei gesagt: Es kann als sicher gelten, dass Armins Bilder keine Bedeutung als Geldanlage haben, auch wenn das eine oder andere Bild richtiggehend begeistert gekauft wird.)
Ein anderer Aspekt der Bedeutung, die Armins Bilder für andere Menschen haben, ergibt sich aus seinen persönlichen Beziehungen. Für eine ganze Reihe von Erwachsenen scheint der Umgang mit Armin erfreulich und sogar wichtig zu sein. Bekommen diese Menschen ein Bild geschenkt, dann wird dieses Bild, unabhängig von seinem materiellen oder sonstigen Wert, gleichsam als Erinnerung an ihn geschätzt. Es gibt Menschen, die Armins Bildern ausweichen, und es gibt viele, die durch seine Bilder direkt und positiv angesprochen werden. Manche "erklären" dies unter Bezug auf gleichsam "ästhetische" Aspekte der Bilder. Teils sind sie von der Farbigkeit der Bilder beeindruckt, teils begeistern sie sich am harmonisch-spannungsreichen Aufbau, der durch die fehlende Berücksichtigung historisch selbstverständlich gewordener Gestaltungsregeln, beispielsweise des Goldenen Schnitts oder der Perspektive, zusammen mit unkonventionellen Farbkombinationen und dilettantischer Technik den Bildern eine merkwürdige Art von Urigkeit und Authentizität verleiht.
Dass Armins Bilder Menschen positiv oder auch negativ ansprechen, ist aber wohl hauptsächlich daraus zu erklären, dass sie zu einer mehr oder weniger bewussten Begegnung der Betrachter/innen mit sich selbst führen. Dies möchte ich, im Sinne der Entwicklung heuristisch nutzbarer Hypothesen, im weiteren verdeutlichen. Betrachter/innen können nicht einfach Armins Absichten, Motive, Sehnsüchte, Erfahrungen so wahrnehmen, wie sie beim Entstehen seiner Bilder bedeutsam waren. Sie sind weder in der Lage, seine "Ideen", noch das Ausmaß der sie negierenden Zufälligkeiten zu erfassen. Wie die Bilder wahrgenommen werden, hat vielmehr etwas damit zu tun, wie die Betrachter/innen leben, worum es ihnen geht, mit welchen Verhältnissen sie sich wie auseinandersetzen, was sie von Kunst "wissen" oder von geistiger Behinderung, und auch, wie selbstsicher sie sind und was sie demzufolge als Irritation aushalten können.
Die Bedeutungen der Bilder gründen in allgemeinen Lebenserfahrungen der Betrachter/innen. Für das Leben in unserer Gesellschaft ist beispielsweise charakteristisch, dass es keine verbindliche Auffassung davon gibt, was Kunst ist. Als eine verbreitete Reaktion darauf gibt es eine Tendenz, sich subjektivistisch darauf zu beziehen, ob bildnerische Gestaltungen gefallen oder nicht. Andererseits, oder auch in Ergänzung dazu, werden an "Kunst" hohe technische Anforderungen gestellt. Danach kann nicht jeder "Kunst machen", denn "Kunst" setzt Können, setzt die Beherrschung der einschlägigen Techniken voraus.
Da Armins Bilder den meisten Menschen irgendwie unmittelbar gefallen, könnte nach verbreiteten Reaktionsmustern den Bildern durchaus ein künstlerischer Wert zugebilligt werden. Aber die Tatsache, dass "solche" Bilder von einem geistig behinderten Menschen gemacht werden, legt nahe, dass es sich nicht um etwas (künstlerisch) Wertvolles handeln kann, weil zur Herstellung" nicht viel gehört". Dieser Widerspruch scheint einige Menschen zu verunsichern. Es scheint klar zu sein, dass eigentlich jeder solche Bilder machen können müsste. Aber eine ganze Reihe von Leuten hat versucht, so zu malen wie Armin. Alle sind kläglich gescheitert, waren mit ihren Gestaltungen überhaupt nicht zufrieden.
Die meisten Betrachter/innen haben aber keine derartigen Experimente vorgenommen. Sie dürften dennoch irgendwie ahnen, dass sie nicht in der Lage wären, Bilder anzufertigen, die eine ähnliche Ausdruckskraft haben wie Armins Bilder. Um zu erklären, dass ein geistig behinderter Mensch mehr kann als "normale" Menschen, bleibt eigentlich nur der Bezug auf die deprimierenden Verbildungen, die durch das, was als" Kunstpädagogik" firmiert, fast jedem von uns widerfahren ist. Diesen Einflüssen scheint Armin entgangen zu sein. Damit sind die Betrachter/innen seiner Bilder, mindestens der Möglichkeit nach, mit ihren gesellschaftlich bedingten Verkrüppelungen konfrontiert. Als untergründiges Gefühl mag daher beim Betrachten der Bilder eine gewisse Sehnsucht nach einem heileren leben entstehen. Es kann aber auch zu einer vielleicht sogar heftigen Ablehnung der Bilder kommen, weil sich die Betrachter/innen einfach nicht durch die Produkte eines geistig Behinderten an ihr eigenes Unvermögen erinnern lassen möchten und schon gar nicht darauf verwiesen sein wollen, dass sie ihre Verkrüppelungen einfach widerstandslos hinnehmen. Auf der gleichen Basis kann sich aber auch eine enthusiastische Überhöhung der Bedeutung der Bilder entwickeln, weil damit die eigene Offenheit erlebt und zelebriert werden kann, ohne dass die Passivität den eigenen Lebensbedingungen gegenüber irgendwie in Frage gestellt zu werden braucht.
Die Begegnung mit (Arm ins) Bildern kann also das eigene Verständnis von Kunst aktualisieren und problematisieren, kann zu einer Art Frage führen, was denn diese Produktionen mit Kunst zu tun haben und wie es um die eigenen kreativen und produktiven Potenzen steht. Armins Bilder können damit Anlass zu fruchtbarer oder ängstigender oder lähmender Selbst- und Welterfahrung sein. Welche Bedeutung, weichen Wert Armins Bilder für jemanden haben, hängt offenbar davon ab, was jemand über "Kunst" und über "geistige Behinderung" "weiß" und ob es sich die betreffende Person gleichsam gestattet, von Bildern beeindruckt zu sein, die vielleicht nicht recht einordenbar erscheinen und irritierend sind.
Ein weiterer Bedeutungsaspekt von Armins Bildern hängt damit zusammen, dass er selbst ausgesprochen inaggressiv ist und auch seine Bilder keine aggressiven Inhalte haben. Beim Betrachten der Bilder ist man auf eine inaggressive, harmonische Welt verwiesen, in der Krieg und Unterdrückung und Konkurrenz sicher keinen Platz haben. Auch dieser Aspekt berührt Alltagserfahrungen, verweist auf eine mögliche andere Art des Lebens, ruft Sehnsüchte hervor. Es scheint nicht allzu verwegen, die These zu formulieren, dass die Akzeptanz von Armins Bildern die Akzeptierenden befreit. Sie lassen etwas offensichtlich Unvollkommenes gelten, geben damit Härten in ihrem leben, die mit dem Streben nach Perfektion zusammenhängen, auf, werden sich und anderen gegenüber nachsichtiger und gewinnen dabei eine erhebliche Gleichgültigkeit gegenüber den sonst so ängstigenden Verurteilungen durch andere. Wer Armins Bilder in ihrer spezifischen Unvollkommenheit akzeptieren und in ihren gelungenen Aspekten genießen kann, hat sich ein Stück weit von den zerstörerischen Momenten einer allesdurchdringenden Forderung nach Präzision und Fehlerfreiheit in unserem leben entfernt. Gleichzeitig schmeichelt die Unvollkommenheit in Armins Bildern dem Überlegenheitsbedürfnis der Betrachter/innen: Jemand, der so malt, ist keine Bedrohung, ist kein wirklicher Konkurrent, gegen den man prinzipiell bestehen muss, so jemandes Produkte kann man ohne weiteres gern haben.. Auch wenn Armin weder technisch noch inhaltlich in der Lage ist, die historischen Errungenschaften im Bereich bildnerischen Gestaltens in seine Bilder zu integrieren oder sie gar weiterzuentwickeln (vgl. HOLZKAMP 1978), so regen seine Gestaltungen zu einem friedfertigen Loslassen von üblicherweise als notwendig angesehenen Wappnungen an. Es ist möglich, dass Betrachter/innen, vermittelt über Armins Bilder, etwas über sich selbst erfahren, darüber, wie ihr Leben ist und wie es für sie und andere besser sein könnte. In diesem Sinne erfüllen Armins Bilder Anforderungen, wie sie an höchste Kunst gestellt werden (HOLZKAMP 1978, RAPHAEL 1989): Sie ermöglichen es den Betrachtern, sich selbst in neuer und vollständigerer Weise zu erfahren. Es wird möglich, Schichten an sich zu entdecken, in denen Bedürfnisse verborgen sind, die im Alltag als dysfunktional aus dem Leben ausgeblendet werden und wegen ihrer Wichtigkeit weitgehend unbewusst, aber in tiefgründiger Weise leiden machen (vergl. hierzu HOLZKAMP 1983).
Einige Konsequenzen für professionelles Handeln Bildnerisches Gestalten ist für Armin ganz offenkundig ein wichtiger Inhalt seines Lebens. Allein durch sein Beispiel wird es unmöglich, eine Praxis zu rechtfertigen, in der so getan wird, als hätten Menschen mit geistiger Behinderung weder Gestaltungsbedürfnisse noch Gestaltungsfähigkeiten. Um Verkürzungen des Menschseins gerade bei geistig behinderten Menschen zu vermeiden, ist umgekehrt davon auszugehen, dass sie künstlerisch und sozial gestaltungsfähig sind und auch das Bedürfnis haben, ihre Welt zu gestalten. Mit einer solchen Sichtweise gelangt man in die Nähe der Position von BEUYS, wonach alle Menschen Künstler sind, alle in irgendeiner Weise schöpferisch tätig sein können und sind (BEUYS 1990; vergl. auch GUGGER 1991, insb. S. 172f.). Auch HOLZKAMP (1978) argumentiert in ähnlicher Weise, und die Empfehlung der Lebenshilfe (1994, dort insb. S. 18ff.) scheint mir in eben solchen Gedanken zu gründen. Zentrales Moment künstlerischen Tuns in diesem Sinne ist die Beteiligung an der Gestaltung und Verbesserung der Welt. Akzeptiert man einen solch weiten und gesellschaftspolitisch vorwärtsweisenden Kunstbegriff, dann wird es umgekehrt nötig, künstlerische Betätigungen geistig behinderter Menschen nicht zu beschränken auf ein Blatt Papier, ein bißchen Farbe, ein Lineal und auf zwei Stunden pro Woche. Künstlerisches Gestalten bezieht sich dann zunächst einmal selbstverständlich auf alle traditionellen Bereiche der Kunst und überschreitet zudem diese in Richtung auf Veränderung und Humanisierung der Alltagsgegebenheiten. Unterstützung und Förderung künstlerischen Gestaltens ist damit perspektivisch gerichtet auf Unterstützung und Förderung von Selbstentfaltung und Selbstgestaltung, die grundsätzlich auf Gemeinschaft gerichtet ist (HOLZKAMP1983, OSTERKAMP 1990). Um auf dieses Ziel hin tätig sein zu können, müssen sich die Unterstützer, insbesondere die Profis in der Behindertenarbeit, zunächst einmal bemühen, die Bedürfnisse und die Fähigkeiten der Menschen, mit denen sie es zu tun haben, angemessen und vollständig zu erfassen. Die Bedürfnislage geistig behinderter Menschen wäre unangemessen und unvollständig erfasst, wenn man ihnen ein grundständiges Bedürfnis nach Gestaltung ihrer Lebenswelt und ihrer eigenen Person absprechen würde. Die Förderer haben angesichts der genannten Zielsetzung die Bedürfnisse mit den vorhandenen Möglichkeiten in Beziehung zu setzen und gegebenenfalls eine Verbesserung dieser Möglichkeiten anzustreben, um auf dieser Grundlage zu versuchen, die jeweils nächsten realisierbaren Entwicklungsschritte zu fördern. Praxis, die diesen Prinzipien genügt, ist schwierig, aber es gibt sie schon, mindestens in Ansätzen und schon da ist sie faszinierend (vergI.: Bundesvereinigung Lebenshilfe, 1994). Durch die Praxis einer ganzen Reihe von Initiativen vermag deutlich zu werden, wie wichtig die Möglichkeiten zu künstlerisch-kreativem Handeln sind. Umgekehrt wird durch sie deutlich, dass die Beschneidung solcher Möglichkeiten einer Inhumanisierung des Lebens der Betroffenen gleichkommt, die in ihren Konsequenzen noch fundamentaler ist als die Verhinderung eines sexuell befriedigenden Lebens oder die Verpflichtung auf abstumpfendes Arbeiten, weil sie die in allen Lebensbereichen wirksamen Gestaltungskräfte verbiegt, negiert oder zerstört. Der Ausschluss geistig behinderter Menschen von der aktiven oder passiven Teilnahme am allgemeinen Kulturleben ist Ausdruck ihrer Geringschätzung, ist nicht zu rechtfertigen und verhindert grundständig die Verwirklichung eines möglichst weitgehend selbstbestimmten, d. h., auf Gemeinschaft aufbauenden und darauf ausgerichteten Lebens. Das" Beispiel Armin" braucht aber nicht nur Anlass zu sein, über derart grundsätzliche Bedeutungsdimensionen künstlerischen Handeins zu reflektieren, es lässt auch eine ganze Reihe konkreterer Momente und Probleme einer ..Integrativen Kulturarbeit" deutlicher werden.
Für Armin hat sein" Werk" offenbar eine relativ geringe Bedeutung, es kommt gleichsam nebenbei zustande, ist jedenfalls nicht das Hauptziel seines gestalterischen Handelns. Output-orientierte Züge einer Kulturarbeit mit geistig behinderten Menschen sind von daher keinesfalls eine Selbstverständlichkeit, sondern bedürfen der Begründung. Es könnte sein, dass sich darin übliche, "am Markt orientierte", aber eben das Leben geistig behinderter Menschen banalisierende Verwertungsgesichtspunkte manifestieren, die nicht mit ihren Interessen und Bedürfnissen übereinstimmen. Es ist also zu prüfen, ob und in welchem Umfang dem Gestaltungsprozess vor dem Gestaltungsprodukt, dem Weg vor dem Ziel, Priorität eingeräumt werden soll. Andererseits ist deutlich, dass für Armin seine Produktionen eine situationsspezifische Bedeutung besitzen. Beispielsweise sind ihm seine Bilder im Zusammenhang mit Ausstellungseröffnungen relativ wichtig. Weil Gestaltungen im Sinne eines Werkes in bestimmten Situationen eine besondere Bedeutung erhalten können, erhebt sich die Frage, ob es nicht möglich (und notwendig) ist, das künstlerische Handeln in solche Zusammenhänge zu bringen, in denen das fertige Werk eine Funktion hat, die es für die Gestaltenden vorwegnehmend sinnvoll und bedeutungsvoll macht. Ein weiteres Charakteristikum Armins bildnerischer Gestaltungen ist, dass sie sich entwickelt haben. Die Entwicklung scheint relativ unabhängig von äußeren Einflüssen abgelaufen zu sein. Wenn das so ist, dann sind ,,(kunst-)pädagogische" Bemühungen im Sinne von Lernvorgaben bzw. Stoffplänen einfach überflüssig, weil sie Entwicklung eher behindern als fördern (vergl. HOLZKAMP 1991). Man kann davon ausgehen, dass Menschen wie Armin gern und umfassend gestalterisch tätig sind. Um ihre Fähigkeiten ihren Bedürfnissen gemäß zur Geltung kommen zu lassen, braucht man ihnen zunächst nur Gestaltungsmöglichkeiten, also Raum, Zeit und Material (im weitesten Sinn) zur Verfügung zu stellen. Die sich allein dadurch manifestierende Kreativität ist erstaunlich (vgl. Projekt Bindeschuh). Aber "Machenlassen" allein ist nicht hinreichend. Bezogen auf Armin ist zu bemerken, dass er mit seinen Gestaltungen nicht einfach zufrieden ist, sondern sie geradezu als Nichtkunst betrachtet und eigentlich" richtig malen" können möchte. Demgemäß ist zu prüfen, ob und in welchem Umfang die Entwicklung vor allem der technischen Fähigkeiten zu unterstützen ist. In den seltensten Fällen wird dabei allerdings ein an üblicher Schule orientiertes "Lernen auf Vorrat" angemessen sein, vielmehr sollte der Unterstützungsprozess in den Gestaltungsprozess integriert sein. Im Unterschied zu typisch schulischem Lernen handelt es sich hierbei um Entwicklungsförderung, in der weder Eile noch Stoffpläne noch Kontrolle eine Rolle spielen, sondern persönliche Bedeutsamkeit und ihr gemäße Langsamkeit wichtig sind. Von den Unterstützern her gesehen basiert solche Arbeit auf einem sehr genauen Hinschauen auf das, was von den Teilnehmenden kommt, und setzt Fähigkeiten zur technischen Unterstützung voraus. Das Wissen und Können künstlerischer Laien reicht dafür schon recht weit. Leicht können sie geistig behinderten Menschen zeigen, wie beispielsweise Farbe aufgetragen werden kann, wie nichtgewollte Verschmierungen oder das Abbrechen von Kreide vermieden werden kann. Um aber zu erfahren, wie ein nichtbehindernder, Kreativität erst entfesselnder und die eigene Phantasie von Knebelungen befreiender Umgang mit Materialien aussieht, scheint der Kontakt zu Kunst-Profis nötig zu sein. Die Förderung geistig behinderter Menschen durch KunstProfis steht aber andererseits in der Gefahr, in eine Gängelung der Gestaltungsbedürfnisse dieser Menschen abzurutschen.
Im Bereich bildnerischen Gestaltens können übrigens Defizite im Umgang mit Materialien, z. B. mit Farbe, die homogen aufgetragen werden soll, leicht und mit überraschenden Effekten durch ein Computer-Experten-Nutzer-Interaktionssystem kompensiert werden. Hierbei kann es leicht dazu kommen, dass Betreuer und Betreute die Möglichkeiten des Mediums gemeinsam ausschöpfen (Projekt Bindeschuh; GEKELER 1997).
Vor allem bei der Rechtfertigung und Begründung von Anträgen auf finanzielle Förderung künstlerischer Aktivitäten wird gern auf die" therapeutische Wirkung" künstlerischer Aktivitäten hingewiesen. Diese Argumentation scheint ausgesprochen gut fundiert zu sein, die einschlägige Literatur ist voll von entsprechenden Behauptungen (vgl. PETZOLD und ORTH, 1990; THIES 1993; dagegen: GRAWE 1994). Wenn damit gemeint ist, dass Kunst heilt, im gegebenen Zusammenhang also geistige Behinderung "abbaut", dann ist das generell, mit wenigen Ausnahmen, Unfug. Am "Beispiel Armin" lässt sich dementsprechend nicht erkennen, dass sein Malen einen "heilenden" Effekt gehabt hätte und etwa seine Schreib-, Lese-, Rechen-, Sprechschwierigkeiten behoben oder auch nur vermindert worden wären. Weil bei Armin auffällt, dass er beim Malen ruhig wird, könnte man schlussfolgern, dass Malen bei unruhigen Menschen eine geeignete Therapie sei. Aber die Ruhe, die Armin im Malen findet, hängt damit zusammen, dass er gestaltend "zu sich selbst" kommt, im Einklang mit sich selbst ist, befriedigend seine Gestaltungsfähigkeit erfährt. Der Versuch, auf Menschen, die" unruhig" sind, beispielsweise Malen als Therapie "anzuwenden", basiert auf Vorstellungen, die in fundamentaler Weise verkehrt sind und die die befreienden Potenzen künstlerischen Handeins inhuman banalisieren.
Und doch haben künstlerisches Gestalten und Therapie miteinander zu tun (BEUYS 1990, HOLZKAMP1978). Therapie läuft darauf hinaus (oder sollte darauf hinauslaufen), mehr an der Gestaltung der allgemeinen und damit der eigenen Lebensbedingungen teilzuhaben (HOLZKAMP 1978, 1983; HOLZKAMP-OSTERKAMP 1976). Diese Zielsetzung kann auch als Erweiterung der Handlungsfähigkeit bezeichnet werden. An Handlungsfähigkeit ist ein Subjekt- und Objektpol abzuheben (vgl. BRAUN u. a. 1991). Individuelle Fähigkeiten, Denk-, Fühl- und Wahrnehmungsgewohnheiten sind beispielsweise dem Subjektpol zuzurechnen. Künstlerisches Tun hat die Potenz, Änderungen gleichsam im Subjekt zu ermöglichen, indem etwa die eigenen schöpferischen Kräfte bemerkt werden und im Gestaltungsprozess die Veränderbarkeit der Gegebenheiten erfahren wird und sich insgesamt die Selbst- und Weltwahrnehmung verändert. Dadurch wird es möglich, die Welt und, in Bezug auf sie, sich selbst besser zu verstehen und angemessener zu handeln. Eine derartige innere Befreiung geistig behinderter Menschen durch künstlerische Tätigkeit ist üblicherweise nicht das Ziel einer Kunsttherapie (vgl. aber GUGGER 1991). Künstlerisches Tun im hier gemeinten Sinn ist in gewisser Weise gefährlich, weil seine Konsequenzen prinzipiell nicht begrenzt sind. Die künstlerisch Tätigen lernen mehr und mehr ihre Bedürfnisse richtig zu spüren und die Behinderungen durch ihre Lebensbedingungen deutlicher wahrzunehmen, das heißt, bewusster zu leiden und deutlicher Änderungen zu wollen. Damit rückt der Objektpol der Handlungsfähigkeit in den Blick, und es erhebt sich die Frage, ob künstlerisches Handeln nicht nur, wie angedeutet wurde, zu einer Erweiterung der Handlungsfähigkeit im Hinblick auf deren Subjektpol führen kann, sondern auch im Hinblick auch deren Objektpol. Wenn letzteres so wäre, dann müssten durch künstlerisches Handeln Beschränkungen der Handlungsfähigkeit, die außerhalb einer Person liegen, abgeschwächt oder aufgehoben werden können. Dies ist tatsächlich (in Ansätzen) auch bei Armins Malen der Fall: Die Beschäftigung mit seinen Bildern hat bei einigen Menschen dazu geführt, ihn gleichsam mit anderen Augen zu sehen und mit ihm anders umzugehen, nämlich so, wie man mit einem Wesen umgeht, dessen inaggressive Geistigkeit man erfahren hat. Allgemein kann künstlerisches Handeln dazu führen, dass Betrachter/innen sich in der Auseinandersetzung mit den Werken selbst neu erfahren und ihre Handlungsbereitschaft sich entsprechend ändert. Profis im Rahmen einer integrativen Kulturarbeit hätten dementsprechend darauf zu achten, die künstlerischen Gestaltungen geistig behinderter Menschen in der Öffentlichkeit so zu präsentieren, dass eine Begegnung stattfinden kann. Solche, über künstlerische Gestaltungen vermittelten Begegnungen zwischen Menschen mit geistiger Behinderung und "den anderen" könnten und sollten dazu führen, die Akzeptanz, die Integration und vor allem die Lebensbedingungen immer noch ausgegrenzter geistig behinderter Menschen zu verbessern. Eine lediglich "ästhetisierende" Präsentation von Gestaltungen führt in diesem Zusammenhang nicht sehr weit (vgl. KLÄGER 1993; demgegenüber: RAPHAEL 1989; "Station 17", o. J.). Eine integrative Kulturarbeit müsste wohl darauf gerichtet sein, einerseits künstlerisches Potential (in dem weiten Sinn von BEUYS 1990) zur Entfaltung kommen zu lassen und außerdem die "anderen" damit so anzusprechen, dass sich deren Selbst und Weitsicht derart zu verändern vermag, dass sie ihrer eigenen künstlerischen Potenzen und auch deren Behinderungen gewahr werden können und sich damit selbst aus Behinderungen zu befreien und schöpferischer zu leben vermögen. .
Kurzfassung: Beim Versuch, sich der Bedeutung des bildnerischen Gestaltens eines 52jährigen Mannes mit Down-Syndrom anzunähern, wird deutlich, wie wichtig dabei der differenzierte Bezug auf seine Lebensweise und seine Lebensverhältnisse und damit auf die gegebene kulturell-historische Situation ist. Es werden vier Aspekte von Bedeutung thematisiert: Die Bedeutung des Gestaltungsprozesses und des fertigen Werkes für den Gestaltenden selbst und die Bedeutung des Gestaltungsprozesses und des fertigen Werkes für andere. Der zuletzt angesprochene Bedeutungsaspekt ist für die Fundierung einer integrativen Kulturarbeit von besonderer Bedeutung.
Abstract Trying out to understand the significance of creative fashioning of a 52-years old man with Down-syndrome makes clear how important the differentiated relation to his way of living and living situation is and thus the given cultural historical situation. Four aspects of significance are dealt with: the significance of the creative process and the finished work tor the creator himself as weil as the significance of the creative process and the finished work tor others. The last aspect is very important tor strengthening integrative cultural work.
Literatur
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Station 17: Genau so. CD, Ev. Stiftung Alsterdorf. Bildmaterial: Bitte hier klicken Der Autor: Prof. Dr. Gert Gekeler. Fachbereich Sozialwesen, Fachhochschule Fulda, Marquardstr. 35, 36039 Fulda Aus: Zeitschrift für Geistige Behinderung 4/1997
Wir danken dem Verfasser und dem Verlag (Bundesvereinigung Lebenshilfe) für die freundliche Erlaubnis der Veröffentlichung der vorliegenden Fassung des Aufsatzes.
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